Michael Enchelmaier schaut nach oben, es sieht nach Regen aus. Aber auch darauf sind die Veranstalter vorbereitet – wie eigentlich auf alle Unwägbarkeiten beim diesjährigen Festival „Summer in the City 2020“ in Bendorf. Ein Festival unter Coronabedingungen durchzuführen, und dann auch noch so erfolgreich, liegt zum Großteil am Einsatz von Michael Enchelmaier. Er ist einer der unzähligen Veranstaltungsdienstleister, die von der Coronapandemie stark getroffen wurden: „ Wir betreuen hauptsächlich nationale Touren und Veranstaltungsreihen wie beispielsweise die Sommerkonzerte auf Maria Ruh an der Loreley. Alle Termine wurden bis in den Winter abgesagt.“
Was also tun? Michael Enchelmaier ist in dem 17.000-Einwohner Städtchen Bendorf gut vernetzt und hat sich daran gemacht, ein eigenes Festival auf die Beine zu stellen. Die Konzertreihe „Summer in the City“ der AG Bendorfer Rockfestival fand über 30 Jahre lang statt, 2018 dann aber eigentlich zum letzten Mal. „Dieses Festival unter Coronabedingungen wiederzubeleben war für mich eigentlich die beste Idee, um in dieser besonderen Zeit etwas zu tun.“ Nicht nur aus wirtschaftlichen Aspekten war diese Konzertreihe wichtig: „Ich habe Angestellte und Freelancer, die alle von 100 auf 0 ausgebremst wurden. Däumchen drehen und warten, dass etwas passiert, war bei uns keine Option.“ So war es für alle Teilnehmer genauso wichtig, endlich mal wieder der eigenen Profession nachgehen zu können.
Mit Unterstützung des Landes Rheinland-Pfalz, diversen Sponsoren, Vereinen und Künstlern, konnte Michael Enchelmaier das Festival stemmen. „Wir haben in den letzten 30 Jahren die unterschiedlichsten Veranstaltungen organisiert, hier haben wir nochmal viel dazugelernt und wahrscheinlich noch nie so viele Behördengänge absolviert“, schmunzelt Enchelmaier. Das tragbare Hygienekonzept war der Hauptbestandteil der Planungen. Die Arbeit hat sich aber mehr als gelohnt. Mit einem abwechslungsreichen Line-Up, bestehend aus lokalen Größen und überregional bekannten Künstlern, wurde die Bühne auf dem Kirchplatz in Bendorf jeden Freitag und Samstag zwischen dem 4. Juli und 29. August bespielt. Die komplette Technik kam natürlich von Event- und Veranstaltungstechnik Enchelmaier und umfasste unter anderem ein WPC-System, Subs und XE-Bühnenmonitore von Martin Audio, alles angetrieben über die iKon-Systemendstufen. Darüber hinaus kamen unterschiedliche Mikrofone von Audio-Technica zum Einsatz. Die Hauptbeschallung blieb über die kompletten acht Wochen hängen.
Tim Gruber hat die meisten der 17 Shows gemischt, außerdem die PA als Systemtech eingerichtet und betreut. Von der eingesetzten Beschallungslösung war er angetan: „Die Wavefront-Serie von Martin Audio kenne ich schon etwas länger und bin mit dem Set-Up und den Softwaretools bestens vertraut. Hier hatten wir die besondere Situation, dass die PA für sehr unterschiedliche Anwendungen herhalten musste und wir natürlich immer eine gleichhohe Qualität liefern wollten.“ Das haben die Veranstaltungsexperten auch geschafft. Sowohl beim Fokus auf Sprache wie bei Dieter Nuhr, oder aber bei mitreißendem Rhytm n Blues, wie bei dem Abschlusskonzert mit Supercharge: „Das System hat immer optimal performt. Im Zusammenspiel mit einem kardioiden Subwoofer-Setup konnten wir den Kirchplatz ausreichend beschallen, ohne die Nachbarn zu belästigen“. Beim Konzert von Guildo Horn gab es dann aber doch noch Zwischentöne von anderer Stelle. Der Pfarrer der angrenzenden Kirche war so begeistert, dass er bei den letzten Liedern die Kirchenglocken im Takt läuten ließ. „Das habe ich noch nicht erlebt und zeugt von der tollen Atmosphäre, die wir hier allabendlich hatten“, freut sich Tim Gruber.
Das Bestuhlungskonzept wurde individuell auf die Veranstaltung und verkauften Tickets angepasst, so dass Abstandsregeln eingehalten wurden und möglichst viele Besucher teilnehmen konnten. Bis zu 300 Personen hatten mit diesem Konzept Platz. Die Bewirtung musste ebenfalls organisiert werden, auch hier hatte Michael Enchelmaier ein paar gute Ideen: „Die Vorgabe lautete, dass die Zuschauer Ihren Platz nicht verlassen durften, um sich Essen und Trinken zu kaufen. Einzig der Gang zur Toilette war erlaubt. Mit einem angrenzenden Restaurant haben wir die Vereinbarung getroffen, dass die Konzertbesucher am Platz bedient werden und anstatt Currywurst-Pommes in den Genuss von wirklich sehr gutem Essen gekommen sind. Weitere Mitglieder der AG Bendorfer Rockfestival zogen mit dem Getränkesortiment im Bollerwagen von Tisch zu Tisch.“ Einfallsreich auch, wie die Gäste bestellen konnten. Auf jedem Tisch lag ein Schild mit dem Aufdruck „Hunger“ und „Durst“. So sahen die Servicekräfte direkt, wer etwas bestellen wollte.
Nach vier Wochen mit ein bisschen Business as Usual schaut Michael Enchelmaier mit Stolz zurück: „Dank der super Teamarbeit aller Beteiligter – und dazu zähle ich auch das Land Rheinland-Pfalz, die Sponsoren und die fleißigen Helfer vor Ort – haben wir mit sehr begrenzten Mitteln einen tollen Festivalsommer erlebt. Jetzt schauen wir nach vorne und planen eine weitere Veranstaltungsreihe für den Winter.“ Was das genau sein wird, verrät Michael Enchelmaier aber noch nicht.
Für den Regen gab es übrigens auch eine Lösung. Michael Enchelmaier hat Regenponchos bestellt und diese an die Zuschauer verteilt. Besonderes Service in besonderen Zeiten.